Am 3. September beschwerte sich Putins Propagandasender RT Deutsch darüber, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei seiner Rede in Wieluń anläßlich des deutschen Überfalls auf Polen die besonderen Verdienste der Sowjetunion bei der Beendigung des 2. Weltkrieges nicht hinreichend gewürdigt hätte.

Nun bin ich kein großer Fan des aktuellen Bundespräsidenten. Seine Rede in Wieluń war jedoch sowohl dem Ort als auch dem Anlass durchaus angemessen.

Die Beteiligung der Sowjetunion am 2. Weltkrieg begann nämlich nicht, wie es gern vom Kreml dargestellt wird, mit Hitlers Russlandfeldzug 1941, sondern mit dem Einmarsch der Sowjetarmee in Polen am 17. September 1939.

Es folgte die Sowjetisierung des besetzten polnischen Gebietes, Deportationen, Erschießungen und auch das Massaker von Katyn.

Insofern war es klug und richtig vom Bundespräsidenten, den polnischen Zuhörern am 1. September die explizite Erwähnung der Sowjetunion zu ersparen.

Die russische Regierung hat derweil die Propagandamaschine angeworfen und will den Hitler-Stalin-Pakt schönreden. Auf http://pakt1939.mil.ru versucht man, anhand ausgewählter historischer Dokumente den Polnischen Staat als Bedrohung für die Sowjetunion und die Sowjetarmee als die 1939 in Ostpolen mit Jubel empfangenen Befreier darzustellen.

Was Putins Regierung in diesem Zusammenhang abliefert, zeugt weder von Stil noch von ehrlicher Aufarbeitung der eigenen Geschichte.

Angemessen wäre, wenn der russische Präsident am 17. September zu den Polen die gleichen Worte sagen würde wie der deutsche Bundespräsident am 1. September:

„Wir werden nicht vergessen. Wir wollen und wir werden uns erinnern. Und wir nehmen die Verantwortung an, die unsere Geschichte uns aufgibt. Ich verneige mich vor den Opfern des Überfalls.“

Aber das kann man von einem ehemaligen KGB-Offizier wohl nicht erwarten…

12/09/2019 – Ansbert Maciejewski