Sperrstunde – Gefahr für Leipzigs Kultur?

Das Sächsische Gaststättengesetz gilt nicht erst seit gestern. Und es sieht vor, dass im Freistaat Sachsen eine Sperrzeit für Gaststätten sowie für öffentliche Vergnügungsstätten zwischen 5 Uhr und 6 Uhr einzuhalten ist.

Offensichtlich wurde das Gesetz aber in der Stadt Leipzig bisher nicht durchgesetzt. Glaubt man Medienberichten, war es einigen Clubbetreibern sogar gänzlich unbekannt.

Jedenfalls führte die Durchsetzung der Sperrstundenregelung durch das Ordnungsamt vor einigen Tagen zu einem medialen Aufschrei und einer Petition, in der es unter anderem heißt: „in Gefahr bringt die Sperrstunde jede andere Kulturstätte in Leipzig und damit die komplette kulturelle Infrastruktur der Stadt! Die Durchsetzung der Sperrstunde in Leipzig schadet dem Standort im Bereich der Kulturwirtschaft, zu der auch die über die bundesweit bekannte Clubszene gehört. Dem Ruf der Stadt und der Lebensqualität ihrer Bewohner*innen wird damit immenser Schaden zugefügt.“

Ich will nicht hoffen, dass die komplette kulturelle Infrastruktur Leipzigs durch die Sperrstundenregelung gefährdet ist. Schließlich geben wir weit mehr als 100 Mio. Euro jährlich an kommunalen Steuergeldern für Kultur aus. Inwieweit der Lebensqualität durch eine einstündige Putzstunde am frühen Morgen immenser Schaden zugefügt wird, erschließt sich mir auch nicht vollständig. Wie auch immer…

Jedenfalls hat die Stadt Leipzig das Recht, „bei Vorliegen eines öffentlichen Bedürfnisses oder besonderer örtlicher Verhältnisse“ die Sperrzeit zu verlängern, zu verkürzen oder aufzuheben.

Zur Aufhebung der Sperrzeitregelung wird der Stadtrat nun per Petition aufgefordert. Ich bitte herzlich um Meinungsäußerungen zu diesem Thema, hier als Kommentar oder gern auch per Email.

Bitte dabei auch auf die Frage eingehen, ob es sich tatsächlich um ein „öffentliches Bedürfnis“ handelt und was die „besonderen örtlichen Verhältnisse“ in Leipzig sind.

Bitte nicht schreiben, dass Leipzig toll ist.

Das weiß ich selbst.

Und das ist mit oder ohne Sperrstunde so.

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4 Kommentare

  1. Denis Döhler

    Generell bin ich für die Einhaltung wenn dies bereits per Gesetz geregelt ist. Schließlich haben Openair Veranstaltungen wie das Stadtfest auch eine Endzeit.
    Allein schon um mal sauber zu machen. Selbst Tankstellen bestehen teilweise darauf, wie in der Torgauer oder der Riesaer Straße.
    Was man in kleinem Kreis prüfen kann, wären Ausnahmen in der Innenstadt bzw. an einzelnen Stellen ausserhalb von Wohngebieten. Diese sollten aber begrenzt werden. Vielleicht auch auf die Saisonzeit.
    Wer nicht schlafen will, kann ja arbeiten gehen.

    Das hat alles mit einer KulturSzene nix zu tun. Saufen ist keine Kultur. 😉 Und Kultur kann auch vor Mitternacht beginnen.

  2. Ich fordere eine Sperrstunde für Leipzigs Sport! Vorher sollte der Sport von der Stadt Leipzig aber mit über 100 Mio. € Steuergeld pro Jahr unterstützt werden…

  3. Ich sehe da keinen Handlungsbedarf. Außer natürlich bei der Durchsetzung bestehender Regelungen.

  4. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr in dem Alter bin, dass ich um die Zeit noch in Clubs bin, die Sperrstunde ist lächerlich, zumindest was das Wochenende betrifft. In einem durchgetakten Alltag sollte es einem doch wenigstens frei stehen, Spaß am Feiern zu haben und v.a. so lange wie man selbst will und nicht irgendwelche Behörden.

    Und auch Clubs gehören zur Kultur. Wer was anderes sagt, war entweder nie in einem oder kann einfach mit der Musik, den einzelnen Szenen nix anfangen. In beiden Fällen berechtigt das aber nicht über Clubbesucher zu urteilen.

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