Der G20-Gipfel ist vorbei. Teile von Hamburg sind verwüstet, wie nach einem Bürgerkrieg. Der internationale Linksextremismus hat sein Gesicht gezeigt. Autos brannten, Geschäfte wurden geplündert, hunderte Polizisten verletzt.

Das Ganze fand unter der Überschrift „Protest“ statt. Protest gegen die „kapitalistische Weltordnung“, Ausbeutung, Waffenexporte und was auch immer…

Dass ein schleswig-holsteinischer Oppositionspolitiker ausgerechnet jetzt seine Sorge über einen möglichen „Rechtsruck“ per Kurznachrichtendienst artikuliert, zeigt, wie weit sich Teile des linken politischen Spektrums von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt haben.

Ich persönlich kann zwar überhaupt nicht verstehen, warum man protestieren muss, wenn sich Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Nationen treffen und diskutieren, statt Kriege gegeneinander zu führen. Aber vielleicht hab ich auch nur nicht genügend darüber nachgedacht. Oder ich bin zu doof, das zu verstehen. Oder nicht links oder rechts genug. Wie auch immer. Es gibt ja auch jede Menge Politiker, die den Protest gegen G20 gut finden.

Ich bin 1989 auch deshalb – wie wir Leipziger sagen – „übern Ring gelatscht“ damit jeder Mensch in diesem Land seine Meinung sagen und natürlich auch dafür demonstrieren kann. Friedlich. Von mir aus auch lautstark. Aber bitte immer ohne Gewalt und Blockaden.

Und ich weiß, dass das geht.

Ich weiß, dass man mit Kerzen in der Hand demonstrieren kann, statt mit Molotowcocktails und Eisenstangen. Und dass  selbst dann, wenn Emotionen hochkochen, friedlicher Dialog möglich sein kann.

Man muss nicht neben und mit Gewalttätern demonstrieren. Man kann auch zur Seite gehen, sich abgrenzen. Räumlich und auch verbal.

Man muss als Politiker nicht in der ersten Reihe vor schwarzgekleideten und halbvermummten Demonstranten stehen und Polizisten anbrüllen.

Man muss als Politikerin nicht von marodierender oder schikanierender Polizei sprechen oder diese für „Eskalation“ verantwortlich machen.

Es sei denn, man will sein eigenes politisches Süppchen kochen.

Die Zeiten, dass behauptet wird, Linksextremismus sei ein aufgebauschtes Problem und von der linksextremistischen Szene ginge keine Gefahr für unseren demokratischen Staat aus, sollten nach G20 in Hamburg endgültig vorbei sein.

Allen, die in Hamburg gewütet haben kann ich nur sagen: Ich halte Euch für Verbrecher. Und allen, die das in irgendeiner Weise zu relativieren versuchen: Ich halte Euch für die geistigen Wegbereiter dafür.

PS: Man hört, dass auch 50.000 friedlich in Hamburg demonstriert haben. Wir waren mehr. Damals, 1989. Obwohl nur 17 Mio. überhaupt hätten teilnehmen können…