Seit Jahre wird über die Wiedereröffnung der Ratskeller in Schönefeld und Wahren diskutiert. Am 15.05.2019 hat der Stadtrat dann mit großer Mehrheit beschlossen, den Oberbürgermeister zu beauftragen, eine Machbarkeitsstudie zur „Nutzung der Ratskeller im Rathaus Wahren und Schönefeld zu gastronomischen Zwecken“ in Auftrag zu geben und dem Stadtrat bis 30.11.2019 vorzustellen.
Weil diese Studie im Januar 2020 immer noch nicht vorlag, habe ich eine Einwohneranfrage an den Oberbürgermeister gestellt. Die Antwort liegt nun vor. Sie ist ernüchternd, aber auch wenig überraschend. Und sie endet mit dem Satz. „Unter diesen Voraussetzungen kann die Stadtverwaltung die Reaktivierung der Ratskeller derzeit nicht weiterverfolgen.“
Man stützt sich dabei auf die Ausarbeitung einer Beratungsgesellschaft aus Chemnitz. Diese hat eine „Prüfung einer Etablierung einer Gastronomie Ratskeller Wahren und Ratskeller Schönefeld“ durchgeführt. Dazu hat sie sich beide Ratskeller angesehen und im Übrigen anhand „allgemein zugänglicher Daten“ messerscharf die Lage analysiert.
Für den „Stadtteil Schönefeld“(gemeint ist offenbar der Ortsteil Schönefeld-Abtnaundorf) wird dabei festgestellt, dass ein wieder eröffneter Ratskeller sich insbesondere gegenüber einer nahezu übermächtigen Konkurrenz behaupten müsste. Insgesamt hat man nämlich in Schönefeld „21 Gastronomiebetriebe, darunter 12 Restaurants, 2 Cafés, 4 ausländische Spezialitätenrestaurants und 3 Imbissbetriebe“ gezählt. Dass Schönefeld in kulinarischer Hinsicht ein derartiges Paradies ist, war mir bisher noch nicht aufgefallen. Aber vielleicht sollte ich mich auch mal mit diesen allgemein zugänglichen Daten beschäftigen, statt immer nur mit der schnöden Realität vor Ort…
Als ein weiteres Problem für mögliche Gastronomie wird die Parkplatzsituation im Umfeld des Rathauses Schönefeld benannt. Mein Lieblingssatz ist: „Im Innenhof des Rathauses ist laut eines Mitarbeiters des Amtes für Gewerbemanagement in Parken durch das ansässige Ordnungsamt nicht erwünscht nur bedingt umsetzbar.“ Abgesehen davon, dass ich ein „Amt für Gewerbemanagement“ im Organigramm der Stadtverwaltung nicht finden konnte, ist neben dem Satzbau auch der Inhalt außerordentlich bemerkenswert…
Und weiter: „Da dieser Stadtteil keine touristische Relevanz hat, ist hier vorrangig auf das ansässige Publikum abzustellen“, haben die Chemnitzer Experten im Auftrag der Stadtverwaltung Leipzig festgestellt. Hierzu hätte ich dann doch öffentlich zugängliche Daten anzubieten: Station 18 des „Leipziger Notenrad“ soll insbesondere bei Touristen aus dem asiatischen Raum in letzter Zeit durchaus eine gewisse Bekanntheit erreicht haben. Dem Vernehmen nach kann man im Pfarrbüro der Matthäusgemeinde hierzu Auskunft erhalten – so man möchte.
Halten wir fest: Stadtverwaltung und Oberbürgermeister haben offensichtlich keinerlei Interesse daran, die beiden historischen Ratskeller wieder gastronomisch nutzen zu lassen.
Man bemüht stattdessen absurde Hilfsargumente und versteckt sich in kleinkarierter Buchhalter-Manier hinter hypothetischen Zahlenkolonnen.
Und ganz ehrlich? Ich bin gar nicht überrascht. Das ist die Kontinuität, die Oberbürgermeister und Stadtverwaltung bei diesem Thema seit Jahren an den Tag legen.
Ich habe am 15.5.2019 im Stadtrat gesagt: „Die Machbarkeitsstudie sollte nicht dazu dienen, herauszufinden, ob die Ratskeller gastronomisch nutzbar sind. Das wissen wir alle; das geht. Wir wollen endlich wissen, wie es geht, was man genau tun muss, wie viel Geld das kosten wird und wann es losgehen soll. Das ist wichtig für beide Ortsteile.“
Der Satz ist heute genauso richtig wie damals, finde ich.
Eins ist aber jetzt auch klar: Wenn am 1.3. kein neuer Oberbürgermeister an die Spitze der Stadtverwaltung gewählt wird, wird es auch keine Ratskeller in Schönefeld und Wahren mehr geben. Burkhard Jung hat jedenfalls hinlänglich bewiesen, dass ihm diese Themen völlig egal sind.
Ansbert Maciejewski 20/02/2020
Joachim Dietrich
Ich kenne beide Einrichtungen als sie noch bewirtschaftet wurden. Man hat dort sehr gut speisen können in einer angenehmen Atmosphäre. Ich hoffe das am 1.03. ein neuer Bürgermeister die Möglichkeit erhält diese Gastronomie wieder zugänglich zu machen