Vor 30 Jahren, am 11.9.1989 war ich beim Friedensgebet in der Nikolaikirche. Nach Verlassen der Kirche fand ich mich auf dem Nikolaikirchhof, umringt von hunderten Polizei- und Stasibediensteten quasi in einem Kessel wieder.

Es folgten Lautsprecherdurchsagen, die „Versammlung“ sei aufzulösen, weil sie die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährde. Ich erinnere mich noch, dass ich über einen der Ausgänge durch die Polizeiabsperrung den Nikolaikirchhof verließ und nicht wirklich sicher war, was mich hinter der nächsten Ecke erwartete.

So ging es offenbar vielen der Besucher des Friedensgebetes, denn ungefähr die Hälfte blieb auf dem Platz und wollte nicht einzeln durch die Polizeiabsperrung gehen. Die Polizei drängte dann die Menschen, die in keiner Weise gewalttätig oder provozierend auftraten in die Ritterstraße in Richtung Volkspolizeirevier.

Dort standen mehrere LKW, auf die – wie ich hinterher erfuhr – knapp 100 Leute verladen wurden. Der Festnahme folgten Ermittlungsverfahren wegen „Zusammenrottung“ gemäß § 217 Abs. 1 Strafgesetzbuch der DDR.

11/09/2019 – Ansbert Maciejewski