Heute beginnt der Weltjugendtag in Krakau. Mehr als eine halbe Million Anmeldungen aus 187 Ländern gibt es, die Veranstalter rechnen bis Sonntag mit bis zu 1,5 Millionen Teilnehmern.  Papst Franziskus wird nach Polen reisen und neben Krakau auch Auschwitz-Birkenau und Tschenstochau besuchen.

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Johannes Paul II., ich und weitere 1,6 Mio. Menschen vor dem Jasna Góra

Tschenstochau, dort war der Weltjugendtag vor genau 25 Jahren. Ich war damals dabei, eher zufällig. Es gab noch keine App fürs Smartphone, noch nicht einmal einfache Handys. Von lange vorbereiteten, organisierten Gruppenfahrten aus Leipzig oder dem Bistum hatte ich damals auch nichts gehört. 

Jedenfalls hielt ich mich im August 1991 mit zwei Freunden in Oppeln (für alle Polenunkundigen: das ist die Stadt, in der Miroslav Klose 1978 das Licht der Welt erblickte) auf, um von dort aus die oberschlesische Heimat meiner Mutter zu erkunden.

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Weltjugendtags-App, mehrsprachig, spätes 20. Jahrhundert

Dank Alfons Nossol waren seit Anfang der 90erJahre auch wieder deutschsprachige Gottesdienste in Polen möglich. Wir suchten also einen solchen in der St.-Sebastianskirche in Oppeln auf.

Nach dem Gottesdienst wurden wir vor der Kirche von  mehreren uralten Damen nach unserer Herkunft ausgefragt und darauf hingewiesen, dass vor wenigen Tagen schon die Wehrmacht dagewesen sei, die nach Tschenstochau wollte, weil der Papst (damals Johannes Paull II.) wegen des Weltjugendtages auch dorthin käme.

Nachdem geklärt werden konnte, dass es sich nicht um die Wehrmacht, sondern um wallfahrende Bundeswehrsoldaten handelte, die die Omis getroffen hatten, wurde kurzerhand entschieden, ebenfalls nach Tschenstochau zu reisen. Die Kosten für die knapp 100 km weite Reise beliefen sich auf schlappe 48.000 Złoty (das Ticket hab ich noch im Fotoalbum kleben), was nach meiner Erinnerung wohl in etwa acht DM entsprach. Dafür fuhr der Bus dann auch mehr als drei Stunden. Das Abenteuer „polnischer Überland-Linienbus“ Anfang der 1990er Jahre gehört sicher zu meinen prägendsten ÖPNV-Erlebnissen überhaupt. Irgendwann, nach langer Reise bei Sommerhitze und Halt auf jedem Dorf, kamen wir jedenfalls in Tschenstochau an.

Ich hatte noch niemals zuvor so viele Menschen an einem Ort versammelt erlebt, von 1,6 Millionen Teilnehmern war die Rede. Jugendliche aus ganz Polen waren teilweise zu Fuß zwei Wochen lang unterwegs, um nach Tschenstochau zu gelangen, Reisebusse aus ganz Europa waren da, Südamerikaner, Koreaner, Afrikaner, wirklich die ganze Welt war angereist. Und ich hab erstmals wirklich gespürt, was Weltkirche bedeutet.

Seit 1991 hat der Weltjugendtag nun bereits neunmal stattgefunden und offenbar nichts von seiner Anziehungskraft eingebüßt. Kein Wunder, betrachtet man das Programm, so ist alles noch viel größer und spannender geworden. Wenn sich heute wieder Jugendliche aus der ganzen Welt, diesmal in Krakau versammeln, werden viel mehr Teilnehmer aus Leipzig und dem ganzen Bistum Dresden-Meißen dabei sein, als damals. Das ist gut so. Habt viel Spaß und kommt gesund zurück!