3. Oktober 2015. Fünfundzwanzig Jahre Deutsche Einheit. Ein Feiertag. Als solcher dient er nach Art. 140 Grundgesetz als „Tag der Arbeitsruhe und seelischen Erbauung“.
Unter seelischer Erbauung versteht jeder etwas anderes. Die SPD-Stadtratsfraktion nutzt den Nationalfeiertag für eine Klausurtagung, der Stadtelternrat führt eine Vollversammlung durch.
Wäre ich Bundeskanzler, würde ich zu Dingen, die mir nicht gefallen, einen Satz von mir geben, der irgendwie endet mit der Worthülse „…dann ist das nicht mehr mein Land.“ Da ich aber nur ein einfacher Leipziger CDU-Stadtrat bin, formuliere ich ganz undiplomatisch: „Hallo? Habt ihr sie noch alle? Warum genießt ihr nicht den Feiertag und macht einen Ausflug mit der Familie?“
Und ich fahr jetzt nach Berlin und laufe durchs Brandenburger Tor. Und vielleicht werde ich in St. Hedwig eine Kerze aufstellen und dem lieben Gott danke sagen. Dafür, dass wir eine friedliche Revolution hatten. Und dafür, dass Helmut Kohl 1989/90 Kanzler war und nicht Lafontaine. Und danke für die vielen Menschen, die ich ohne Deutsche Einheit sicher nie kennengelernt hätte. Schönen Feiertag!